Der Pakt für Prävention engagiert sich - Gemeinsam für Klimaanpassung und Klimaschutz eintreten
Der diesjährige Kongress des Paktes für Prävention mit dem Thema „Der Pakt für Prävention engagiert sich – Gemeinsam für Klimaanpassung und Klimaschutz eintreten“ fand am 28. September 2023 mit rund 100 Akteur:innen im Wälderhaus statt.
Ziel des Kongresses war es, über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu diskutieren und Maßnahmen für Hamburg in den Blick zu nehmen.
Die einleitenden Grußworte wurden von Tim Angerer, Staatsrat der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Bereich: Gesundheit und Arbeit) und Michael Gümbel, dem stellvertretenden Vorsitzenden der HAG gesprochen.
Im folgenden finden Sie jeweils eine Kurzzusammenfassung, die Vortragsfolien und einen Videomitschnitt der einzelnen Vorträgen.
Hier finden Sie die digitale Veranstaltungsmappe auf padlet.com.
Katharina Wabnitz | Centre for Planetary Health Policy (CPHP), Berlin
Katharina Wabnitz vom Centre for Planetary Planetary Health Policy (CPHP), Berlin verdeutlichte, dass Klima- und ökologische Krisen Gesundheit und Wohlergehen bedrohen. In der Gestaltung gesundheitsförderlicher und präventiver Lebenswelten liege großes Potenzial für Mehrgewinne (Co- Benefit Maßnahmen), also positive Effekte bezogen auf Klima und Umwelt sowie Gesundheit und Wohlergehen heutiger und zukünftiger Generationen. Um diese auszuschöpfen, sind Veränderungen in Regelungsrahmen, Arbeitsweisen und Selbstverständnis der im Feld Gesundheitsförderung und Prävention Akteur:innen notwendig.
Dr. Parichehr Shamsrizi | Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg und Institute for Planetary Health Behaviour, Erfurt
In ihrem Impulsvortrag stellte Dr.in Parichehr Shamsrizi vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg und dem Institute for Planetary Health Behaviour, Erfurt, heraus, dass die Bereitschaft zum klimagesunden Handeln von Wissen, der Risikowahrnehmung und der Aufklärung über die Effektivität von Maßnahmen abhängt. Weitere Faktoren für die Handlungsbereitschaft seien Vertrauen, Selbstwirksamkeit und soziale Normen. Die Mehrheit der Bevölkerung sei für Maßnahmen zum Klimaschutz, wisse allerdings nicht, dass sie zu dieser Mehrheit gehören.
Dies sind die Antworten, die die Teilnehmenden auf die Mentimeterabfrage „Was sollte noch zusätzlich aus dem Bereich Gesundheit in die Anpassungsstrategie mit aufgenommen werden?“ gegeben haben:
- Fördergelder für Baumaßnahmen zur Klimaanpassung (Markisen, Klimaanlagen etc.) für soziale Träger
- Ernährung als Schwerpunkt fehlt
- Einsamkeit „verhindern“
- Trinkpatenschaften
- Ist Beteiligung unterschiedlicher z.B. besonders vulnerabler unterschiedlicher Gruppen, oder r an der Entwicklung vorgesehen? Als Expert:innen ihrer selbst? Auch um eine passende Ansprache zu entwickeln?
- Die wunderbare Visualisierung von Betroffenheiten etc. sollte gezielt an Akteur:innen in den Quartieren kommuniziert und Einflussmöglichkeiten/Mitarbeit aufgezeigt werden. Vom Kleingartenverein bis Kirche
- Ressortübergreifendes Arbeit
- Menschen mit Behinderung einbeziehen und mitdenken, Barrieren abbauen, Sicherstellen, dass Einrichtungen der Behindertenhilfe und Krankenhäuser entsprechend handeln können
Dr. Andreas Gravert | Hamburger Stabsstelle Klimafolgenanpassung/RISA
Dr. Andreas Gravert von der Hamburger Stabsstelle Klimafolgenanpassung/RISA, Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, informierte zur neuen Anpassungsstrategie für Hamburg. Das Ziel im Handlungsfeld Gesundheit und Soziales ist es, die Bevölkerung vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Gefahren durch Klimafolgen dauerhaft zu schützen, die Lebensqualität zu bewahren und zu erhöhen und dabei insbesondere auf vulnerable Gruppen zu achten.
Im Rahmen des Vortrages fand eine Umfrage unter den Teilnehmenden statt: Was sollte noch zusätzlich aus dem Bereich Gesundheit in die Anpassungsstrategie mit aufgenommen werden? Hier finden Sie die Antworten aus der Mentimeterabfrage:
Präsentation
Resilientes Hamburg – Auf dem Weg zu einer neuen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Annegret Wittmann-John | Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde)
Anne Wittmann-John, Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) informierte über den Prozess der Erstellung eines Hitzeaktionsplans für Hamburg. Die Umsetzung der zielgerichteten Maßnahmen kann dazu beitragen, die gesundheitlichen Folgen von Hitze zu verhindern oder zumindest zu mindern. Zu den wichtigsten Maßnahmen des Hitzeaktionsplan gehören die Bereitstellung von Informationen und Warnungen über bevorstehende Hitzewellen, die Initiierung von Netzwerkstrukturen, die Einrichtung von kühlen Orten, die Unterstützung von gefährdeten Bevölkerungsgruppen (wie ältere Menschen oder Obdachlose) sowie die Bereitstellung von Trinkwasser/Schattenplätze in stark frequentierten und durch Hitze belasteten Bereichen.
Die Teilnehmende sammelten Beispiele Guter Praxis wie Trinkwasserspender, Aufklärungsmaßnahmen zu UV-Strahlung und Hitze sowie Planungs- und Umgestaltungsprozesse von Außengeländen in KiTas.
Damit der Hitzeplan wirksam umgesetzt werden kann, ist ressortübergreifender Austausch notwendig. Fachaketeur:innen und Bürger:innen sollen beteiligt werden. Auf der Ebene der Betriebe sollten Führungskräfte sensibilisiert und Fortbildungsmaßnahmen angeboten werden. Menschen können besser erreicht werden, wenn an bestehende Strukturen vor Ort angeknüpft wird, wie an Hausarztpraxen, MiMis, Elternlots:innen, Sozialraumteams und den Hamburger Hausbesuch. Auch habenbeispielsweise Apotheken, Religionsgemeinschaften und die ambulante Pflege eine besondere Schlüsselrolle. Zur Verbreitung der Information sind Peer to Peer Angebote und Sprachmittler:innen hilfreich. Ein weiterer Kanal zur Verbreitung von Informationen ist Social Media. Das Material sollte adressat:innenspezifisch, konkret und positiv formuliert sein. Vulnerable Adressat:innen, wie wohnungslose Menschen und Patient:innen müssen mitgedacht werden
Referentinnen | Annegret Wittman-John und Jennifer Raddy | Sozialbehörde
In diesem Workshop mit Anne Wittmann-John und Jennifer Raddy (Sozialbehörde) wurden Anregungen und Ideen gesammelt, welche Maßnahmen für einen wirksamen Schutz vor Hitze notwendig sind.
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Change Agents sind Multiplikator:innen, die Veränderungen einleiten. Im Kontext des Klimaschutzes sind Gesundheitsförderer:innen geeignete Change Agents. Ihr Handabdruck (im Gegensatz zum Fußabdruck) wächst mit eigenen Verhaltensänderungen und den Wirkungen, die indirekt bei anderen Menschen erreicht werden. Die Teilnehmenden wurden zum Abschluss des Workshops nach ihrem Gedanken und ihrem Handlungsimpuls gefragt. Die Antworten sind vielfältig und beinhalten die Bedeutung von Beteiligung, Vernetzung und Empowerment. Dazu gehörte der Wunsch, den eigenen Handabdruck zu vergrößern, die Rolle der Change Agents bekannter zu machen, eine Fortbildung zum Change Agent zu entwickeln und die Bedeutung von Co-Benefit Maßnahmen bekannter zu machen. Ergänzend dazu, wurde während des Workshops auch die Bedeutung der Kommunikation hervorgehoben, um diejenigen zu erreichen, die bisher noch nicht „dabei“ sind.
Referentinnen | Prof.in Dr.in Petra Wihofszky | Hochschule Essingen und Petra Hofrichter | HAG e.V.
Download Präsentation
In diesem Workshop mit Prof. Dr. Petra Wihofszky von der Hochschule Esslingen wurde das Konzept Change Agent aus dem Kontext Planetary Health eingeführt. Es wurde die Frage diskutiert, wie wir aus den verschiedenen Handlungsfeldern der Prävention und Gesundheitsförderung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz aktiv ins Handeln kommen.
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Unternehmen sollte der wirtschaftliche Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen im Vergleich zu den damit verbundenen Kosten klar dargestellt werden. Ebenso sollten die wirtschaftlichen Chancen durch Klimaschutz deutlich gemacht werden. Als konkreter Ansatz wurde die Gemeinwohlökonomie genannt. Die Finanzierung von Maßnahmen, die sowohl Umweltvorteile als auch wirtschaftlichen Mehrwert bieten (Co-Benefitmaßnahmen), könnte von verschiedenen Ressorts gemeinsam finanziert werden, um ihre Umsetzung zu erleichtern.
Es ist für Fachakteur:innen hilfreich, von bestehender Guter Praxis anderer Städte und anderer Ländern zu lernen.
Die Kriterien Guter Praxis des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit sollen zur Anwendung gebracht werden, wie niedrigschwelliges Vorgehen, kleinräumige Beteiligungsverfahren, integriertes Handeln und Empowerment.
Die Akteur:innen setzen bereits verschiedene Co-Benefitmaßnahmen um: so kann eine Kleidertauschbörse Ressourcen schonen und gleichzeitig Einsamkeit vorbeugen, klimafreundliche Mobilität und Bewegung wird die Erstellung von Spazierrouten und saubere Toiletten gefördert. Es bestehen bereits Beratungsangebote zu insektenfreundlicher Balkonbepflanzung oder Dachbegrünung. Ebenfalls umgesetzt werden sollten Trinkwasserspender und Bänke im Schatten. Wichtig ist das Thema Kommunikation: Wie kann breit, verständlich und motivierend über den Klimawandel und Klimaschutz informiert werden?
Referentin | Katharina Wabnitz | Centre for Planetary Health Policy (CPHP), Berlin
In diesem Workshop wurden Strategien diskutiert, um in verschiedenen Lebenswelten gleichzeitig die Gesundheit der Menschen zu fördern und zur planetaren Gesundheit beizutragen (Strategien mit Mehrgewinnen, „co-benefit“-Ansätze). Er wurde von Katharina Wabnitz vom Centre for Planetary Health Policy (CPHP) geleitet.
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Die Empfehlung aus dem Austausch zielt darauf ab, die Mehrheit, die für Maßnahmen im Klimaschutz ist, sichtbar zu machen wo sie sind (Ergebnisse PACE Studie), um die Selbstwirksamkeit zu stärken. Wir als Akteur:innen der Gesundheitsförderung sind aufgefordert, schneller ins Handeln zu kommen. Die klimafreundliche Wahl sollte zur einfacheren Wahl gemacht werden.
Referentinnen | Anita Hüseman | Moderation, Beratung, Theater
Diese Dialogwerkstatt wurde durchgeführt, um Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich zu den für sie relevanten Themen auszutauschen. Anita Hüseman schaffte hierfür den Rahmen.
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Abschluss
Monika Püschl, Sozialbehörde, und Petra Hofrichter, Hamburgische Arbeitsgemeinschaften für Gesundheitsförderung e.V. gaben einen Rückblick auf die Veranstaltung. Sie betonten, dass das Thema Klima eine Querschnittsaufgabe der Gesundheitsförderung sei, die zur Bearbeitung des Themas „Klima“ über die passenden Methoden und Maßnahmen verfüge. Es sei wichtig, die Gerechtigkeitsdimensionen mitzudenken, Menschen zu empowern, um ins Handeln kommen, mit allen im Dialog zu bleiben und Bedenken anzuhören. Frau Püschl gratulierte dem erfolgreichen Projekt „Mach mit – bleib fit“, das seinen Ursprung im Pakt für Prävention genommen hat, zum 10jährigen Jubiläum.
Die Teilnehmenden wurden gefragt, welchen Beitrag Gesundheitsförderung für Klimaschutz und Klimaanpassung leisten kann:
- Klimaschutz und Klimaanpassung ist als Querschnittsaufgabe in den Handlungsfeldern der Gesundheitsförderung/Prävention verankert.
- Die Einbindung verschiedener Akteur:innen und die Zusammenarbeit über Ressortgrenzen hinweg schafft Synergien, um Gute Praxis im Kontext Gesundheitsförderung, Klimaschutz und Klimaanpassung zu entwickeln, umzusetzen, zu verbreiten und voneinander zu lernen.
- Eine wirksame Kommunikationsstrategie zum Thema Klimaschutz und Klimaanpassung zu entwickeln und dabei verschiedene Kommunikationskanäle zu nutzen, ist wichtig. Netzwerke, Peers und Sprachmittende sollen hierbei einzogen werden, um zu sensibilisieren, zu informieren und zu eigenem Handeln zu ermutigen. Die Botschaften müssen positiv sein und immer wieder positive Ansätze und Co-Benefits betonen. Für die Stärkung der Selbstwirksamkeit ist es wichtig, sichtbar zu machen, dass die Mehrheit der Bevölkerung für Klimaschutzmaßnahmen ist, alle Meinungen müssen angehört und niemand darf „abgehängt“ werden. Gute Praxis Beispiele sollten sichtbar gemacht und verbreitet werden.
- konkrete Maßnahmen zur Information, Bildung und zur Förderung der Planetaren Gesundheitskompetenz sollten umgesetzt werden, beispielsweise in Kitas und Schulen oder in den Lehrplänen zukünftiger Akteur:innen. Empfohlen werden Maßnahmen zur Förderung von Co-Benefits, wie klimafreundliche Ernährung und Mobilität, sowie die Ausbildung von sprach- und kulturmittelnden Personen. Auch die Beratung zu Qualitätskriterien und Finanzierungsmöglichkeiten ist wichtig. Das Sichtbar-machen und die Verbreitung Guter Praxis ist notwendig. Die Good Practice Kriterien Empowerment, Niedrigschwelligkeit und Partizipation müssen berücksichtigt und umgesetzt werden.
Ausblick
Wie wird mit den gesammelten Punkten weitergearbeitet?
Nächste Schritte sind die Prüfung der Anwendbarkeit, die Konkretisierung und die Priorisierung obenstehender Empfehlungen. Die Empfehlungen werden dem Gremium zur Kenntnis gegeben, das sich damit beschäftigt, das Präventionsgesetz in Hamburg umzusetzen (KG LRV). Der Pakt nimmt Themen auf und bewegt sie in den Veranstaltungen des Paktes (Kongressen, Expert:innenrunden und weiteren unterjährigen Veranstaltungen) weiter. Die Themen werden durch das Einspielen und Diskussionen in Netzwerken weiterbewegt. Alle Unterzeichner:innen des Paktes und alle Fachakteur:innen, die das Landesprogramm unterstützen, sind gebeten, die Empfehlungen umzusetzen.