Fachtagung

Fachtagung Frühe Hilfen

Fachtagung Frühe Hilfen „Guter Start für Hamburgs Kinder: Gelingende Elternschaft – was bedeutet das?“

Mi. 15.11.23, 09:00 — 16:30 Uhr
Rudolf Steiner Haus | Hamburg

Dokumentation der Veranstaltung

Fachtag Frühe Hilfen 2023

Eröffnung und Impulse

Mütter und Väter sollen vielen Erwartungen gerecht werden: beruflich erfolgreich, in glücklicher Beziehung sowie geduldig, liebevoll und erziehungskompetent mit den Kindern. Auch die eigenen Ansprüche an die Elternrolle sind oft hochgesteckt – nicht selten idealisiert. Viele Familien leben zudem unter schwierigen Bedingungen in Armutslagen, mit Fluchterfahrungen und eigenen biografischen Belastungen. Wie schaffen es Mütter und Väter auch unter vielfältigen Herausforderungen gute Eltern zu sein? Was ist eigentlich gelingende oder ausreichend gute Elternschaft und wer definiert das? Welche Haltung von Fachkräften braucht es gegenüber Eltern, um diese wertschätzend zu unterstützen? Welche durch unsere eigenen Biografien geprägten Erziehungsvorstellungen oder Glaubenssätze leben in uns weiter? Welche Denkanstöße zur Selbstreflektion braucht es?

Um sich diesen Fragen zu widmen, hat die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) gemeinsam mit der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAG) zur ganztägigen Fachtagung am 15. November 2023 eingeladen. Über 200 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerenberatung, der Familienförderung, der Kinder- und Jugendhilfe und weitere Akteur:innen, die im Arbeitsfeld und den Netzwerken der Frühen Hilfen in Hamburg tätig sind, folgten der Einladung ins Rudolf Steiner Haus.

Dr. Dirk Bange – kommissarischer Leiter des Amtes für Familie der Sozialbehörde – eröffnete stellvertretend für Senatorin Melanie Schlotzhauer die Fachtagung und richtete sein Augenmerk vor allem auf das, was in den Frühen Hilfen in Hamburg bereits erreicht wurde. Mit dem Fachtag werde auch das 10-Jährige Jubiläum der Bundesstiftung nachträglich gefeiert. Angebote der Frühen Hilfen in Hamburg blickten jedoch zum Teil bereits auf eine deutlich längere Geschichte zurück. Er betonte, wie sehr sich das Konzept der Frühen Hilfen bewährt habe und verwies auf einige Meilensteine. Dirk Bange hob die Bedeutung der Arbeit der anwesenden Akteur:innen hervor, bedankte sich besonders für das Engagement während der Corona-Pandemie und für ihre integrative Unterstützung von Familien mit Fluchthintergrund. Zudem stellte er die druckfrische Broschüre „Wer uns begleitet…“ vom Deutschen Kinderschutzbund und der Sozialbehörde vor und bedankte sich bei allen mitwirkenden Kolleg:innen.

Anschließend gab Jörg Backes – Fachgebietsleitung im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen – stellvertretend für die Leiterin des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen, Mechthild Paul, einen Überblick über die Entwicklungen in den Frühen Hilfen in Deutschland. Zudem stellte er die bundesweite Repräsentativbefragung „Kinder in Deutschland” (KiD 0-3) vor. Die Ergebnisse der Studie geben einen guten Einblick in die aktuellen Lebenslagen von Familien mit kleinen Kindern (0-3 Jahre) und deren gesundheitliche Situation. Dabei zeigt die Studie unter anderem die erheblichen Belastungen bei Familien in Armutslagen auf. Zusätzlich seien Barrieren bei armutsbetroffenen Familien in der Inanspruchnahme sozialer Leistungen deutlich ausgeprägter. Jörg Backes betonte, dass gerade hier die Frühen Hilfen als Baustein zu mehr Chancengleichheit wichtiger denn je seien.

Susanne Hüttenhain – Landeskoordinatorin der Frühen Hilfen Hamburg – stimmte die Teilnehmenden auf das Thema der diesjährigen Fachtagung ein. An Eltern würden heutzutage, auch durch Einfluss der sozialen Medien, vielfältige Erwartungen gestellt. Susanne Hüttenhain machte deutlich, dass die Darstellung der stets glücklichen Familie nicht der Realität entspricht und betonte die Wichtigkeit, sich dessen immer wieder bewusst zu machen. Die Frühen Hilfen können dabei unterstützen, die heutigen Herausforderungen des Elternseins zu meistern und Eltern in ihrer Rolle zu stärken. Dabei betonte Sie, dass “gelingende Elternschaft” in einer diversen Gesellschaft nicht einheitlich definiert sein kann. Gerade die Frühen Hilfen können hier Haltungsarbeit leisten sowie zum Gelingen verschiedener Elternschaften beitragen. Mit der Fachtagung solle hierfür Impulse und Raum für Diskussionen für alle Teilnehmenden gesetzt werden.

Impulse der Fachtagung 2021 „Väter in den Frühen Hilfen“

Rückblickend auf die Fachtagung 2021 „Väter in den Frühen Hilfen“ stellten Max Steinau (Elternschule Hohenhorst), Daniel Manwire (Basis und Woge e.V.), Agnes Mali (Netzwerkkoordination Frühe Hilfen Altona) und Gabriele Biehl (Netzwerkkoordination Frühe Hilfen Hamburg Nord) Väterprojekte aus den Bezirken vor. Im Austausch mit der Moderatorin Anita Hüseman teilten sie Konzepte, Erfahrungsberichte wie auch Herausforderungen ihrer Arbeit. Mit ihrer Expertise konnten sie wichtige Impulse für bestehende und zukünftige Väterprojekte geben. Die teilnehmenden Projekte wurden darüber hinaus mit Steckbriefen im Foyer vorgestellt.

Fachvortrag I

Mit der Bewusstmachung der eigenen Glaubenssätze eröffnete Prof. Dr. Barbara Thiessen – Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld – den ersten Fachvortrag. In ihrem Vortrag „Glück, Alltag und Belastungen – Trends im Familienleben“ gab sie eine Einführung in die Thematik und einen Überblick zu Familienmodellen unterschiedlicher sozioökonomischer Rahmenbedingungen.

Barbara Theissen zeigte, dass sich in den letzten Jahren vor allem vielfältigere Lebensformen, eine wachsende kulturelle Vielfalt und eine spätere Familiengründung als Trends abzeichnen. Sichtbar werde ein Optimierungsstreben bei der Erziehung und ein Verantwortungsgefühl für den Schulerfolg der Kinder bei den Eltern. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie Familien aufgrund wegfallender äußerer Strukturen an Form verloren haben. Mit dem Konzept des „Doing Family“ würde der Blick auf die Vielfalt, wie Familie alltäglich hergestellt wird, geschärft werden. Zugleich zeige sich damit, welchen Einfluss Interventionen von Fachkräften auf das Familienleben haben. Gelingende Elternschaft bleibe aber ein breiter Korridor, zu dem auch das Misslingen gehöre. Barbara Thiessen plädierte daher für die Abkehr von Perfektion mit dem Vorschlag einer „good-enough family“, also einem ausreichend guten Familienleben.

Zwischenreflexion

Während einer Zwischenreflexion leitet Anita Hüseman kleine Gruppen der Teilnehmenden zu einem Austausch über vertraute Glaubenssätze und Bilder zu Familie und Elternschaft an. Mittels einer anonymen Abfrage wurden diese auf der Leinwand für alle sichtbar gemacht.

Fachvortrag II

Aus bindungstheoretischer Perspektive leistete PD Dr. Carola Bindt – stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie – einen Beitrag zur Fachtagung. In ihrem Vortrag „Bindungsorientierung in der klinischen Praxis: Ideal und Stolpersteine“ zeigte sie die vor 50 Jahren postulierte Bindungstheorie nach John Bowlby auf. Die Bindungstheorie sei heute in der Psychologie und Pädagogik die einflussreichste Theorie zwischenmenschlicher Bezogenheit. Aktuell setze sie die Standards dafür, was gesunde Beziehungen ausmache, präge Eltern und Professionelle gleichermaßen und auch die Vorstellungen von psychischer Gesundheit. Carola Bindt hinterfragte dies kritisch: Sind bindungstheoretische Postulate überhaupt universell anwendbar und in unserer multikulturellen Gesellschaft gültig? Ist die „sichere Bindung“ ein Garant für eine unbelastete Entwicklung oder schafft die Zentrierung hierauf nicht auch Probleme, denen wir uns stellen müssen, wenn wir zukunftsgerichtet agieren wollen? Sie führte entsprechende Studien auf und regte die Teilnehmenden dazu an, die eigenen Haltung zu reflektieren und um neue Gedanken zu erweitern.

Parallellaufende Workshops zur Information und zum fachlichen Austausch

Alle Teilnehmenden konnten am Nachmittag zwei Workshops besuchen. Die Workshops näherten sich der Frage der gelingenden Elternschaft aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie ermöglichten neben einem Input durch die Expert:innen, den Transfer in die berufliche Praxis sowie Austausch und Diskussion.

Im Workshop I von Claudia Kolander und Frank Hüttmann setzten sich die Teilnehmenden mit der Frage auseinander, wie Elternschaft in Krise und Trennung gelingen kann.

Der Workshop II mit Gülcan Yoksulabakan widmete sich dem Umgang und der Unterstützung von Eltern mit Kindern mit Rassismuserfahrungen.

Der Workshop III rückte die Eltern von Kindern mit gesundheitlichen Belastungen in den Vordergrund. Dagmar Lettner und Svenja Rostosky beleuchteten die Bedeutung der gelingenden Elternschaft unter diesem Aspekt.

Birgit Augustin und Meike Kollmeyer gaben den Teilnehmenden im Workshop IV Einblicke, wie mit Entwicklungspsychologischer Beratung (EPB) Eltern der Rücken gestärkt und Kinder durch Entwicklungskrisen begleiten werden können.

Im Workshop VI beleuchtete Prof. Dr. Felix Manuel Nuss, was eine willensorientierte Haltung bedeutet, besonders unter dem Aspekt der gelingenden Elternschaft.

Der Workshop VII, moderiert von Daniel Manwire, lud ein zum offenen Austausch und zur Vernetzung zu Vätersichtweisen und Väterprojekten in den Frühen Hilfen.

Im Workshop VII zeigten Gabriele Friederike Biehl und Helmut Szepansky den in Hamburg-Nord entstandenen Film „Papa, erzähl doch mal!“ mit anschließender Diskussionsrunde.

Amna Janne Akeela blickte im Workshop VIII auf die vielfältige Lebenswelt von armutsbetroffenen Familien und wie die eigene Haltung die Arbeit in den Frühen Hilfen beeinflusst.

Gemeinsamer Abschluss im Foyer

Beim gemeinsamen Abschluss im Foyer sammelte Anita Hüseman verschiedene Eindrücke und Handlungsimpulse bei den Teilnehmenden ein. Susanne Hüttenhain bedankte sich bei allen Beteiligten, der Vorbereitungsgruppe und dem Team der HAG. Zudem fand sie bestärkende und wertschätzende Worte für alle Akteur:innen der Frühen Hilfen.

Mütter und Väter sollen vielen Erwartungen gerecht werden: beruflich erfolgreich, in glücklicher Beziehung sowie geduldig, liebevoll und erziehungskompetent mit den Kindern. Auch die eigenen Ansprüche an die Elternrolle sind oft hochgesteckt – nicht selten idealisiert.

Viele Familien leben zudem unter schwierigen Bedingungen in Armutslagen, mit Fluchterfahrungen und eigenen biografischen Belastungen. Wie schaffen es Mütter und Väter auch unter vielfältigen Herausforderungen gute Eltern zu sein?

Was ist eigentlich gelingende oder ausreichend gute Elternschaft und wer definiert das?

Welche Haltung von Fachkräften braucht es gegenüber Eltern, um diese wertschätzend zu unterstützen? Welche durch unsere eigenen Biografien geprägten Erziehungsvorstellungen oder Glaubenssätze leben in uns weiter? Welche Denkanstöße zur Selbstreflektion braucht es?

Diesen Fragen widmet sich die Fachtagung mit Fachvorträgen und Workshops widmen, Impulse für die Praxis geben und Ihnen die Möglichkeit für fachlichen Austausch sowie Vernetzung bieten.

Die Veranstaltung richtet sich an alle Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerenberatung, der Familienförderung und Kinder- und Jugendhilfe sowie an alle (weiteren) Akteur:innen, die im Arbeitsfeld und den Netzwerken der Frühen Hilfen in Hamburg tätig sind.

Programm

 

Eröffnung und Impulse

9:00 Uhr

Grußworte

Dr. Dirk Bange

Leiter des Amtes für Familie (komm.)

Entwicklungen in den Frühen Hilfen

In den letzten 15 Jahren haben die Frühen Hilfen in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, sowohl im präventiven Kinderschutz als auch in der Gesundheitsförderung. Die Frühen Hilfen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich stark an den Bedarfen der Familien orientieren. Ihre kommunale Verankerung macht sie auch zu einer interessanten Blaupause für die Weiterentwicklung kommunaler Gesamtkonzepte, die über Sektorengrenzen hinausgehen. Durch gesetzgeberische Aktivitäten, Bundes- und Landesprogramme, kommunale Initiativen und das Engagement gemeinnütziger Träger in der Kinder- und Jugendhilfe und im Gesundheitswesen wurde ihr Auf- und Ausbau befördert. Ziel war und ist es, Müttern und Vätern in psychosozialen Belastungslagen bereits ab der Schwangerschaft sowie mit Kindern bis zu drei Jahren passgenaue Unterstützung und Hilfe anbieten zu können. Die Frühen Hilfen wurden von Beginn an als dynamisches und lernendes System konzipiert, bei dem Qualitätsentwicklung stets mitgedacht und -gemacht wurde. Zudem bietet ein begleitendes Monitoringsystem die datenbasierte Grundlage für Weiterentwicklung und Bedarfsanpassung. So konnte erreicht werden, dass dieser sektorenübergreifende Ansatz in einer heterogenen föderalen Struktur Fuß fassen und sich etablieren konnte.

Mechthild Paul

Leiterin des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen

Impulse der Fachtagung 2021 „Väter in den Frühen Hilfen“

Projekte für Väter

Akteur:innen aus den Frühen Hilfen


Fachvorträge

10:20 Uhr

Fachvortrag I

Trends im Familienleben: Glück, Alltag und Belastungen

Wie wird Familie heute gelebt? Welche Bedeutung haben ökonomische Rahmenbedingungen, strukturelle Hintergründe, kulturelle Leitbilder und der Wandel von Geschlechtermustern für das alltägliche Miteinander in Familien? Im Vortrag werden Trends im Familienleben vorgestellt und im Hinblick auf unterschiedliche Milieus diskutiert. Mit dem Konzept des „Doing Family“ wird der Blick auf die Vielfalt, wie Familie alltäglich hergestellt wird, geschärft werden. Zugleich zeigt sich damit auch, welchen Einfluss Interventionen von Fachkräften auf das Familienleben haben. Im Vortrag wird plädiert für die Abkehr von Perfektion mit dem Vorschlag einer „good-enough family“, also einem ausreichend guten Familienleben.

Prof. Dr. Barbara Thiessen
Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG 7 Pädagogische Beratung

11:05 Uhr

Pause

11:35 Uhr

Zwischenreflexion

11:50 Uhr

Fachvortrag II

Bindungsorientierung in der klinischen Praxis: Ideal und Stolpersteine

Erziehungsvorstellungen sind zeitenabhängig und orientieren sich an impliziten Idealen. Sie beziehen sich darauf, was Mütter und Väter emotional einbringen und in die Beziehung mit ihrem Kind bewirken sollen, welche Mittel sie dabei einzusetzen haben und wie eine gelungene Elternschaft am Kind sichtbar wird. Dabei ist die Bindungstheorie heute in der Psychologie und Pädagogik die einflussreichste Theorie zwischenmenschlicher Bezogenheit. Sie setzt die Standards dafür, was gesunde Beziehungen ausmacht, prägt Eltern und Professionelle gleichermaßen und auch unsere Vorstellungen von psychischer Gesundheit. Dennoch lässt sich fragen: Sind bindungstheoretische Postulate überhaupt universell anwendbar und in unserer multikulturellen Gesellschaft gültig? Ist die „sichere Bindung“ ein Garant für eine unbelastete Entwicklung oder schafft die Zentrierung hierauf nicht auch Probleme, denen wir uns stellen müssen, wenn wir zukunftsgerichtet agieren wollen?

Im Vortrag werden gültige Erziehungsideale eingeordnet, klinisch reflektiert und mit aktuellen Entwicklungsanforderungen in Verbindung gebracht.

PD Dr. med. Carola Bindt
Stellv. Klinikdirektorin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale MedizinKlinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychotherapie und -Psychosomatik

12:45 Uhr

Pause mit Mittagessen


Parallellaufende Workshops zur Information und zum fachlichen Austausch

13:45 Uhr | parallel laufende Workshops – Runde 1

14:45 Uhr | Pause

15:05 Uhr | parallel laufende Workshops – Runde 2

Workshop I | Krise/Trennung

Wie kann Elternschaft in Krise oder Trennung gelingen?

Kritische Lebensereignisse, wie Trennungen und Scheidungen, bringen tiefgreifende Veränderungen für Familien mit sich. Familien gelingt es sehr unterschiedlich, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Insbesondere Eltern möchten verantwortungsvolle Entscheidungen zum Wohl ihrer Kinder treffen – dies ist in Krisenzeiten leicht gesagt, nicht immer leicht getan. Manche Eltern entwickeln eine konflikthafte Dynamik miteinander, die das Recht und Bedürfnis des Kindes auf guten Kontakt zu beiden Elternteilen bedrohen oder unmöglich erscheinen lassen.

Wie gehen Fachkräfte in der niedrigschwelligen Beratung von Familien mit dem Thema um? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Wo liegen die Grenzen von Beratung? Wir geben den Teilnehmenden einen kurzen Überblick über Theorie und Praxis in diesem Bereich und zur Diskussion einladen.

Claudia Kolander und Frank Hüttmann
Beide leiten seit mehreren Jahren als Diplompsycholog:innen Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien. Hier beraten multiprofessionelle Teams Familien zu unterschiedlichsten Anliegen in verschiedenen Settings. Aus eigener Erfahrung wissen sie, wie schön und anstrengend zugleich Familie sein kann.

Workshop II | Rassismuserfahrung

Was bedeutet gelingende Elternschaft für Eltern von Kindern mit Rassismuserfahrung?

Gesellschaftliche Ungleichheiten wie Migration, Flucht und Rassismus haben einen großen Einfluss darauf, wie das Leben von Kindern verläuft.
Eine zentrale Stütze im Umgang mit Rassismus können die Eltern sein, die ihre Kinder unterstützen, mit komplexen Themen wie Identität, Vorurteilen und Macht umzugehen. Doch wie können Fachkräfte diese Eltern in ihren Kompetenzen erkennen und gut unterstützen? Eine Voraussetzung hierfür sind Fachkräfte in den Frühen Hilfen, die Rassismus reflektieren, sich ihren eigenen Bildern, Gedanken und Praktiken bewusst sind und diese überprüfen. Hier setzt der Workshop an. Er stärkt sehr praxisnah und interaktiv die eigene Haltung für Vielfalt.

Gülcan Yoksulabakan
Diplom Pädagogin, Interkulturelle Beraterin, Diversity Trainerin

Workshop III | Gesundheitliche Belastungen

„Endlich mal Menschen, die einen verstehen…“ – Was bedeutet gelingende Elternschaft für Eltern von Kindern mit gesundheitlichen Belastungen?

Dieser Workshop widmet sich Eltern von Kindern mit gesundheitlichen Belastungen. Wir teilen unsere Erfahrungen aus dem Elternprogramm AUStauschZEITEN und laden die Teilnehmenden zu einem Perspektivwechsel ein. Gemeinsam bearbeiten wir die Fragen: Was bedeutet gelingende Elternschaft für Eltern von Kindern mit gesundheitlichen Belastungen? Was stärkt Fachkräfte in ihrer Rolle in Zusammenarbeit mit Eltern von Kindern mit gesundheitlichen Belastungen? Welche Unterstützungsangebote gibt es?

Dagmar Lettner
Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

Svenja Rostosky
Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.

Beide führen AUStauschZEITEN durch, ein Elternprogramm zur Stärkung familiärer Ressourcen für genau diese Eltern, das von der Deutschen Rentenversicherung Nord (DRV Nord) gefördert wird.

Workshop IV | EPB-Beratungen

Mit EPB-Beratungen Eltern den Rücken stärken und Kinder durch Entwicklungskrisen begleiten

Wenn Eltern sich selbst unter Druck setzen, dann leben sie in einer Atmosphäre aus Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Die Kinder spüren diese Erwartungen und reagieren darauf.

Wir wollen an Fallbeispielen aus der Videoarbeit der entwicklungspsychologischen Beratung (EPB) die Eltern-Kind-Interaktion in den Blick nehmen. Was fühlen wir? Was passiert in der Szene? Was kann den Eltern und dem Kind konkret helfen?

Birgit Augustin
Babyambulanz – Von Anfang an., Entwicklungspsychologische Beraterin (EPB), Ergotherapeutin, Ausbildung in Sensorischer Integrationstherapie, Lerntherapeutin

Meike Kollmeyer
Babyambulanz – Von Anfang an., Entwicklungspsychologische Beraterin (EPB), Projekt-Koordinatorin, Stillberaterin, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin FGKiKP

Workshop V | Willensorientierung

Willensorientierung – Chancen und Herausforderungen in den Frühen Hilfen

Kindheit sollte heute vor allem damit verbunden sein, mitgestalten und mitbestimmen zu können. Demnach haben Selbstbestimmung und die Orientierung an den Interessen und Willen von Kindern einen festen Platz im Zielauftrag professioneller Arbeit erlangt. Das Prinzip der Willensorientierung bietet einen passenden Ansatz, um die Chancen und Herausforderungen einer kindzentrierten und emanzipatorischen Haltung zu reflektieren.

Wir werden in dem Workshop beleuchten, was eine willensorientierte Haltung bedeutet, besonders unter dem Aspekt der gelingenden Elternschaft. Ist es möglich, (ethische) Grenzen dieses Prinzips für die Arbeit in den Frühen Hilfen zu formulieren?

Prof. Dr. Felix Manuel Nuss
Professur für „Fachwissenschaft Soziale Arbeit“ an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Münster

Workshop VI | Vater-Kind Angebote

Väter, same same but different!- Vater und Vater-Kind Angebote in den Frühen Hilfen in Hamburg

Im Workshop wird es Raum für Erfahrungsberichte und Austausch zu aktiven Angeboten und sich verändernden Rahmenbedingungen in der Väterarbeit geben. Zudem möchten wir gemeinsam zusammentragen und diskutieren:

  • Was wird angeboten?
  • Warum wird es angeboten?
  • Was wird gerne angenommen?
  • Was muss noch verändert und kann noch verbessert werden?
  • Wann, wo und wie – passende Rahmenbedingungen, um Vätern „ihren“ Raum zu geben?

Der Workshop lädt ein zum offenen Austausch, Vernetzung zu Vätersichtweisen und zur eigenen Blickwinkelveränderung.

Sebastian Pilz
VÄTER e.V., Pädagogische Leitung, Staatl. anerkannter Sozialpädagoge B.A., Kinderschutzfachkraft

Workshop VII | Väter-Film

Väter in den Frühen Hilfen – Einblicke durch Film und Diskussion

In dem Workshop wird der in Hamburg-Nord entstandene Film „Papa, erzähl doch mal!“ gezeigt, der Einblicke in die Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge vom Vater-werden und Vater-sein gibt. Der Film zeichnet Geschichten und Momente auf, die die Beziehung der Väter zu ihren Kindern sowie ihre Interaktionen mit den Unterstützungsangeboten einfangen.

Nach der Filmvorführung folgt eine Diskussionsrunde, in der die Teilnehmenden ihre Eindrücke, Gedanken und Reflexionen über den Film austauschen können. Gemeinsam werden Erkenntnisse und Impulse generiert sowie die Bedarfe und die Beteiligung von Vätern in den Frühen Hilfen reflektiert.

Gabriele Friederike Biehl
Kinder- und Familienzentrum im Barmbek Basch, Verband Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V., Netzwerkkoordination Frühe Hilfen Bezirk Hamburg-Nord, Familienhebamme in Barmbek

Helmut Szepansky
Zuletzt Leitung des Kinder- und Familienzentrums Barmbek; freiberuflich tätig in der Väterberatung und als Psychotherapeut in eigener Praxis

Workshop VIII | Armut

Familien in Armut – Wie kann Elternschaft gelingen? Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung als inklusives Praxiskonzept

„Eine Kindheit in Armut kann Menschen ihr Leben lang prägen.“ (El-Mafaalani, Soziologe). Der Alltag zunehmend vieler Familien ist von einem allgemeinen Mangelzustand geprägt. Wie kann es Familien gelingen, ihren Alltag zu managen, wo gibt es Ausgrenzungen, wo Unterstützung?

In diesem Workshop blicken wir auf die vielfältige Lebenswelt von armen Familien, hinterfragen unsere eigene Position und wie sie unsere Arbeit in den Frühen Hilfen beeinflusst.

Amna Janne Akeela
Praxisbegleiterin für „Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung©“, Mitarbeiterin der Fachstelle Kinderwelten im Institut für den Situationsansatz (ISTA)

16:05 Uhr

Gemeinsamer Abschluss im Foyer

16:30 Uhr

Ende der Veranstaltung

Moderation

Anita Hüseman
Moderation | Beratung | Theater

Einladung

 

Hier finden Sie verschiedene Dokumente zum Downloaden


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