Fachaustausch

Neurodiversität und Autismus – Herausforderungen für Kinder und Eltern besser erkennen und verstehen

Fachaustausch für pädagogische Fachkräfte in Kitas, Schulen und Einrichtungen der Familien-, Kinder- und Jugendhilfe.

Mi. 11.06.25, 14:00 — 16:30 Uhr
HAG | online

Dokumentation der Veranstaltung

Fachaustausch „Neurodiversität und Autismus – Herausforderungen für Kinder und Eltern besser verstehen“

Arbeitsmaterialien während einer Schatzsuche Weiterbildung.

Über 180 Fachkräfte aus der Frühen Bildung, Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitsförderung sowie Eltern und andere Interessierte aus ganz Deutschland nahmen an der Online-Veranstaltung im Rahmen des Eltern-Programms Schatzsuche Hamburg am 11.6.2025 teil. 

Neurodiversität und Autismus sind nicht immer sichtbar, bringen aber oft große Belastungen für betroffene Kinder und deren Familien mit sich. „Ein bisschen Autismus gibt es nicht!“ sagt, Jan Micheel, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut am UKE. Er plädiert für eine frühe Diagnose, die Verständnis und Unterstützung ermöglichen kann. In seinem Impuls-Vortrag erklärt Jan Micheel, dass sich erste Anzeichen für Autismus bereits im ersten Lebensjahr zeigen, diese jedoch oft nicht erkannt werden. Anhand von „Red Flags und Pink Flags“ können Fachkräfte und Angehörige für Hinweise auf Autismus sensibilisiert werden. Ein häufiges Missverständnis sei, dass Menschen im Autismus-Spektrum keine Empathie besäßen. Der Experte für Autismus führt aus, dass Menschen mit Autismus sogar oft besondere Fähigkeiten hätten mit den Emotionen anderer mitzuschwingen, sie Mitgefühl und Anteilnahme zeigten. Gleichzeitig hätten sie Probleme auf kognitiver Ebene, die Emotionen anderer zu verstehen und im sozialen Kontext einzuordnen.

Janna Wollesen, Therapeutin und Mutter eines autistischen Sohnes berichtete von eigenen Erfahrungen und sensibilisierte die Teilnehmenden für die Perspektive von Eltern mit einem autistischen Kind. Sie beschreibt anhand von eindrucksvollen Beispielen aus ihrem Leben, wie herausfordernd der Alltag für Eltern ist, wie schnell gerade diese Eltern auf Unverständnis in ihrem Umfeld treffen und sie von Angehörigen, Fachkräften oder Menschen in der Öffentlichkeit negativ bewertet werden. Eltern und Familien autistischer Kinder passen sich oft in ihrem Alltag auf ganz spezifische Weise an die Besonderheiten und Bedürfnisse des autistischen Kindes an. Sie werden zu Übersetzer:innen ihrer Kinder, zu engen Begleiter:innen und Beschützer:innen. Nicht selten führt diese Aufgabe zu Überforderung und Erschöpfung. Janna Wollesen plädiert dafür, viel mehr darauf zu achten, vorschnelle Bewertungen von Eltern und Kindern beiseite zu legen und stattdessen genauer hinzuschauen, zuzuhören und Unterstützung anzubieten.

Broschüre "Autismus" von Gesundheitsinformation.de
Broschüre "Wer hilft bei Autismus?" von Gesundheitsinformation.de

Präsentation von Jan Micheel

Der förderliche Umgang mit individuellen Unterschieden von Kindern ist pädagogischen Fachkräften ein besonderes Anliegen. Während viele Dimensionen von Vielfalt – wie kulturelle Unterschiede, Sprache oder sozioökonomische Hintergründe – oft vertraut sind, gibt es andere, die weniger sichtbar oder schwerer verständlich sind. Besonders bei Formen von Neurodiversität, wie Autismus, ist es für Außenstehende oft schwierig, das Verhalten der betroffenen Kinder nachzuvollziehen.

Die Veranstaltung legt einen besonderen Fokus auf die Sensibilisierung für Herausforderungen bei Kindern mit weniger sichtbarem Unterstützungsbedarf bzw. weniger offensichtlichen Barrieren.

Eltern passen sich oft an die Besonderheiten ihrer Kinder an. Wie fühlen sich Eltern besonderer Kinder? Welche Herausforderungen prägen ihren Alltag? Wie können Fachkräfte Kinder und ihre Eltern besser verstehen und unterstützen? Diese Fachveranstaltung bietet wertvolle Einblicke in das Erleben und die Bedürfnisse autistischer Kinder und ihrer Familien sowie praxisnahe Ansätze für eine inklusive Pädagogik.

Am Ende der Veranstaltung gibt es die Möglichkeit, sich über die Weiterbildung im Rahmen des Schatzsuche-Programms zu informieren. Ziele von Schatzsuche sind die Förderung des seelischen Wohlbefindens von Kindern und die Stärkung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Eltern.

Programm

 
  • 14:00 Uhr | Begrüßung
    Sylke Känner und Silke Prüßner | HAG
  • 14:15 Uhr | Neurodiversität und Autismus
    Jan Micheel | UKE
  • 15:00 Uhr | Pause
  • 15:05 Uhr | Eltern autistischer Kinder besser verstehen
    Janna Wollesen | Mit mir wachsen
  • 15:50 Uhr | Diskussion und Fragen
  • 16:00 Uhr | Ressourcen
  • 16:05 Uhr | Das Eltern Programm Schatzsuche: Informationen und Fragen zur Weiterbildung
  • 16:30 Uhr | Ende

 

Referent:innen:

Jan Micheel – Dipl.-Psychologe, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Autismus und forscht aktuell zum Thema „Masking“ bei autistischen Jugendlichen. Zudem ist er bundesweit als Dozent zu Autismus-Themen tätig.

Janna Wollesen – Sozialpädagogin, Physiotherapeutin für Kinder und Mutter eines autistischen Sohnes. Sie verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Beratung, Therapie und Unterstützung von Familien mit autistischen Kindern und engagierte sich ehrenamtlich viele Jahre im Eltern-Verein Autismus Hamburg e.V.. Sie hält Vorträge zum Thema Autismus und schult pädagogische Teams.

Moderation:

Sylke Känner – HAG , Programmleitung und Landeskoordination Schatzsuche Hamburg, Instruktorin für MHFA Ersthelfer - Kurse für psychische Gesundheit.

Nach obenTeilenDrucken

Seitenbereichsmenü

Nach dem Ende des Seitenbereichsmenü zurück zum Anfang des Seitenbereichsmenü