Kongress Pakt für Prävention 2015:
Kultursensible Gesundheitsförderung in Lebenswelten
In unterschiedlichen Foren beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Frage, wie kultursensible Gesundheitsförderung in Lebenswelten gelingen kann.
Am 10. September kamen rund 220 Interessierte zum Kongress Pakt für Prävention mit dem Thema „Kultursensible Gesundheitsförderung in Lebenswelten“. In ihrer Eröffnungsansprache machte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks in Anbetracht der Flüchtlingslage deutlich, dass Kultursensibilität kein Nischenthema sei. Im Präventionsgesetz sieht Prüfer-Storcks die Chance zum Abbau von sozial bedingten Ungleichheiten. Die Beteiligung aller Sozialversicherungsträger zwinge zu mehr Zusammenarbeit. Verbindliche Ziele sollten auf Landesebene verabschiedet und koordinierte Verfahren vereinbart werden. Dabei wolle man Bewährtes fortführen, die Landesgesundheitsstrategie „Pakt für Prävention – Gemeinsam für ein gesundes Hamburg“ biete eine gute Grundlage dafür. Vorab sollte das bisherige Handeln kritisch betrachtet und gegebenenfalls verbessert werden. Der Abstimmungsprozess mit der Gesetzlichen Krankenversicherung sei initiiert, „wir sind auf einem sehr guten Weg“, so Prüfer-Storcks.
Ressourcen und Resilienz von Zugewanderten
Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, führte in seinem Leitvortrag zum Thema Kultursensible Gesundheitsförderung: Ressourcen und Resilienz von Zuwanderern unter anderem aus, dass eine interkulturelle Öffnung der Gesundheitsversorgung erforderlich und wünschenswert ist. So sollte Interkulturalität sowohl bei der Erstausbildung von Ärzt*innen als auch in der Fachkräfte-Weiterbildung berücksichtigt werden. Zentral ist auch die Anwerbung von Personen mit Zuwanderungsgeschichte in der Gesundheitsversorgung. Besonders sollte jedoch die Migrantenselbstorganisationen (MSO) einbezogen und gefördert werden. Sie erreichen Minderheiten eher und kennen deren Bedürfnisse besser als Institutionen der Mehrheitsgesellschaft. Die MSO können mit ihrer „Binnenintegration“ langfristig auch die rechtliche und soziale Integration fördern.
In fünf parallelen Foren wurde das Thema bezogen auf die Settings Kita, Schule, Stadtteil sowie in den Bereichen Interkulturelle Pflege, kultursensible Selbsthilfe und Gesundheit von Flüchtlingen vertieft. In der anschließenden Plenumsdiskussion mit dem Titel „Kultursensible Gesundheitsförderung: Hamburg ist bunt – sind wir es auch?“ trugen die Teilnehmenden die Ergebnisse der Arbeitsphasen aus den Foren unter vier Gesichtspunkten zusammen:
- Kompetenz (z. B. Mehrsprachigkeit, Perspektivvielfalt, Sensibilität auf Führungsebene, Qualitätsentwicklung, Interdisziplinarität)
- Haltung (u. a. Respekt, Diversity zulassen, Differenzierung, Diskriminierung abbauen, Selbstreflexion, bunter denken)
- Ressourcen / Rahmenbedingungen (etwa ausreichend Dolmetscher_innen, Netzwerkarbeit, geeignete Räume, differenziertes Kursangebot, Begegnung statt Fortbildung, ausreichende Finanzierung)
- Beteiligung (Zugangsbarrieren abbauen, über sportliche Aktivitäten, Menschen müssen gefragt werden, über aktives Zugehen, nur ohne Diskriminierung möglich).
Der Kongress schloss mit einer – dem aktuellen Anlass entsprechenden – Podiumsdiskussion zum Thema „Quo vadis? Die Rolle des Paktes für Prävention im Präventionsgesetz“. Vertreter*innen der gesetzlichen Krankenversicherung, der Unfall- und der Rentenversicherung sowie aus Gesundheits- und Sozialbehörde, aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und der HAG diskutierten über die zukünftige Ausgestaltung und Umsetzung der Gesundheitsförderung und Prävention in Hamburg.
PAKTplatz für Prävention
Der PAKTplatz für Prävention bot vielfältige Gelegenheiten zum Austausch und zur Vernetzung zum Thema Kultursensible Gesundheitsförderung.