NAVIGATION: Nachhaltig versorgt im gemeindenahen Gesundheitszentrum
Das Innovationsfondsprojekt NAVIGATION erprobt ein interprofessionelles Versorgungsmodell für Primärversorgungszentren. Hierdurch sollen die Versorgungsqualität und der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessert werden.

Hintergrund
Menschen in sozial und strukturell benachteiligten Wohngegenden sind häufiger körperlichen, psychischen und sozialen Herausforderungen ausgesetzt. Sie haben einen höheren Bedarf an spezifisch abgestimmter Gesundheitsversorgung. Die fragmentierte Versorgungslandschaft in Deutschland deckt diesen Bedarf nicht ab: Die notwendigen Leistungen fallen unter verschiedene Sozialgesetzbücher - z. B. SGB V für die Krankenversicherung, SGB XI für Pflegeleistungen oder SGB II/XII für Sozialhilfe. Dadurch sind sie auf unterschiedliche Träger und Anlaufstellen verteilt, was es den Betroffenen erschwert, sich im System zurechtzufinden und passende Unterstützung zu erhalten.
Hier setzt seit August 2024 das Projekt NAVIGATION an. Es ist ein Innovationsfondsprojekt des Gemeinsamen Bundesausschusses, das darauf abzielt, Primärversorgungszentren als neue wohnortnahe Versorgungsform in Deutschland zu etablieren.
Ziel des Projektes ist es, auf diese Weise eine barrierefreie und umfassende Gesundheitsversorgung für alle zu etablieren. Durch die effiziente Versorgungsplanung und den starken Präventivansatz wird eine Verringerung der Kosten im Gesundheitssystem angestrebt. Langfristig sollen auf diese Weise gesundheitliche Ungleichheiten in benachteiligten Regionen verringert werden. Bis Oktober 2027 wird ein Versorgungsmodell für Primärversorgungszentren (PVZ) entwickelt, erprobt und evaluiert.
Patient:innen werden im PVZ von einem fachbereichsübergreifenden Team versorgt, das aus Community Health Nurses (CHN), Hausärzt:innen, Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen besteht. Gemeinsam entwickeln die Fachkräfte einen individuell abgestimmten Versorgungspfad, der auch soziale Faktoren berücksichtigt.
Das Clinical Leadership wird von einer CHN übernommen. Die akademisch ausgebildete Pflegefachkraft begleitet die Patient:innen über den gesamten Versorgungsprozess hinweg. Sie ist feste Ansprechperson und initiiert regelmäßige Gespräche und telefonischen Check-ups. Eine kontinuierliche und persönliche Betreuung wird so gewährleistet.
Die individuelle Gesundheitskompetenz der Patient:innen wird an allen Kontaktpunkten berücksichtigt und gestärkt. Durch den barrierefreien Zugang zu Versorgungsleistungen – sei es durch Unterstützung bei bürokratischen Hürden, Sprachmittlung oder Hausbesuchen – wird eine größere Patientengruppe erreicht, deren Versorgung bislang nicht ausreichend sichergestellt ist.
Patient:innen werden aktiv darin unterstützt, ihre Rechte geltend zu machen – nicht nur in Bezug auf Gesundheitsleistungen, sondern auch bezüglich anderer gesundheitsrelevanter Lebensbereiche. Zusätzlich zur individuellen Beratung gibt es spezielle Gruppenangebote, die auf die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Patient:innen zugeschnitten sind. Sie bieten Raum für den Austausch über belastende Lebensumstände und helfen dabei, gemeinsam Wege zu finden, besser mit diesen umzugehen.
Die Rolle der HAG im Projekt NAVIGATION
Die HAG bringt ihre langjährige Erfahrung in der Gesundheitsförderung ein und entwickelt im Projekt NAVIGATION adressat:innengerechte Gruppenangebote. Dies sind Austauschformate zu den Themen Gesundheitssystem, Psychische Belastung, Finanzielle Sorgen, Diskriminierung und mehr Bewegung im Alltag. Die HAG schult die Gruppenleitungen, um eine qualitativ hochwertige Umsetzung zu gewährleisten. Mit den Angeboten werden Patient:innen aktiviert und befähigt, ihre inhaltliche und navigationale Gesundheitskompetenz zu stärken.
Projektpartner:innen
Das Projekt wird von einem siebenköpfigen Konsortium getragen, zu dem die AOK Rheinland/Hamburg, die AOK Nordost, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Frankfurt University of Applied Sciences und die Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. gehören. Die Projektleitung liegt bei der Poliklinik Veddel in Hamburg und dem GeKo - Stadtteil-Gesundheits-Zentrum Neukölln in Berlin.